Längsschnittstudie zur Beurteilung der Adhärenz im Patientenkollektiv der Psoriasisarthritis

Language
de
Document Type
Doctoral Thesis
Issue Date
2019-04-23
Issue Year
2019
Authors
Leßmann, Marie-Theres
Editor
Abstract

Ziel dieser Arbeit war es, die Adhärenz bei Patienten mit Psoriasisarthritis (PsA) zu bestimmen. Anlass dazu gab die zuvor durchgeführte Studie von Rauscher et al 1, die sich mit Non-Adhärenz bei Patienten mit rheumatoider Arthritis befasst. Gleichzeitig sollte ermittelt werden, welche Einstellung Patienten mit Psoriasisarthritis gegenüber medikamentösen Therapien haben und inwiefern dies Einfluss auf die Einnahme der Medikation nimmt. Neben diesem Aspekt sollte zudem überprüft werden, ob Nebenwirkungen der Medikation Auswirkungen auf das Einnahmeverhalten haben.

1.2 Methoden

Bei dieser Studie handelt es sich um eine Längsschnittuntersuchung der Adhärenz zu zwei unterschiedlichen Zeitpunkten bei Patienten mit PsA. Die Patienten mit PsA wurden mittels Compliance Questionnaire Rheumatology (CQR), zur Beurteilung der Adhärenz, den Beliefs about Medicine Questionnaire (BMQ), zur Beurteilung der Patienteneinstellung gegenüber Medikamenten, den Health Assessment Questionnaire –Disability Index (HAQ-DI) und den Rheumatoid Arthritis Disease Activity Index (RADAI) zur Beurteilung der gegenwärtigen arthritisbezogenen Krankheitsaktivität, sowie zu Angaben zu Geschlecht, Medikamenten und möglichen Nebenwirkungen befragt. Zwei Monate nach der Erstbefragung erfolgte eine weitere Befragung mit den gleichen Instrumenten. Der gemäß dem von de Klerk et al. bei der Validierung des CQR definierte Schwellenwert von unter 80% hinsichtlich der therapiekonformen Einnahme von Medikation als auch bezüglich korrekter Dosierung bei der Einnahme, wurde für Non-Adhärenz in dieser Studie verwendet. Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe der SPSS Software IBM Statistics 23. Die deskriptiven Daten wurden mittels Durchschnitts- und Medianwertes, Minimum und Maximum, der Weite und dem Interquatilsabstand dargestellt. Die Verteilungsüberprüfung erfolgte mit Hilfe des Shapiro- Wilk Test, zur Untersuchung auf Unterschiede wurde die Whitney-U-Testung angewandt. Detektion der Zusammenhänge erfolgte durch den Chi- Quadrat Test, zur Feststellung gleicher Eigenschaften wurde die Pearson Korrelation angewandt.

1.3 Ergebnisüberblick

In die Erstbefragung konnten Angaben von 157 Patienten einbezogen werden, wobei 23 Patienten ausgeschlossen wurden, da keine regelmäßige Medikamenteneinnahme erfolgte. Es verblieben somit 134 Patienten in der Studie. An der zweiten Befragung nahmen 115 Teilnehmern teil, was einem Rücklauf von 85,5% entspricht. Gemäß den zugrunde liegenden Grenzwerten des CQR waren in der Erstbefragung 10,4% der Teilnehmer hinsichtlich einer therapiekonformen (TC) Medikamenteneinnahme adhärent. Zudem konnten 4,3% der Teilnehmer als adhärent in Bezug auf eine korrekte Dosierung (CD) der Therapie angesehen werden. Ähnliche Resultate wurden für die Zweitbefragung erhalten (13% TC, 4,3% CD). Die häufigsten nicht beantworteten Fragen des CQR´s waren die Fragen 13, 14 und 18 mit jeweils 13 fehlenden Antworten. Bei der Überprüfung einer Abhängigkeit zwischen der Adhärenz hinsichtlich TC und CD einerseits und dem Nebenwirkungsprofil andererseits mittels 2-Test, zeigte sich sowohl für Patienten mit gleichbleibender sowie geänderter Therapie kein Zusammenhang (s. Tabellen 1 und 2). Die entsprechenden p-Werte der Testergebnisse lagen hierbei jeweils über dem Signifikanzniveau von 5% im Bereich zwischen p = 0,222 und p = 0,963. Zusätzlich hierzu durchgeführte exakte Tests nach Fisher für Kreuztabellen mit erwarteten Häufigkeiten von weniger als N=5 pro Tabellenzelle, bestätigten diese Ergebnisse.

Tabelle 1: Prüfung einer Abhängigkeit von TC und CD vom Nebenwirkungsprofil bei Patienten mit stabiler medikamentöser Therapie Erstbefragung Zweitbefragung TC 2(1) = 0,733; p = 0,392 2(1) = 0,494; p = 0,222 CD 2(1) = 0.002; p= 0,963 2(1) = 1,001; p = 0,317 Anmerkung: TC = therapiekonformen Medikamenteneinnahme gemäß CQR, CD = korrekte Dosierung gemäß CQR

Tabelle 2: Prüfung einer Abhängigkeit von TC und CD vom Nebenwirkungsprofil bei Patienten mit geänderter medikamentöser Therapie Erstbefragung Zweitbefragung TC 2(1) = 0,05; p = 0,943 2(1) = 0,046; p = 0,830 CD 2(1) = 0,509; p = 0,476 2(1) = 0,788; p = 0,378 Anmerkung: TC = therapiekonformen Medikamenteneinnahme gemäß CQR, CD = korrekte Dosierung gemäß CQR

Ebenso bestätigte sich, dass die Ergebnisse des BMQ, vor allem mit der Detektierung der allgemeinen Einstellung gegenüber medikamentösen Therapien, ein signifikanter Einflussfaktor ist. Tabelle 3: Ergebnisse des Mann- Whitney- U-Test bei konstanter Therapie Erstbefragung Zweitbefragung TC p = 0,102 bis p= 0,901 p = 0,100 bis p= 0,483 CD p = 0,087 bis p= 0,434 p = 0,283 bis p= 0,863 Anmerkung: TC = therapiekonformen Medikamenteneinnahme gemäß CQR, CD = korrekte Dosierung gemäß CQR Tabelle 4: Ergebnisse des Mann- Whitney- U- Test bei geänderter Therapie Erstbefragung Zweitbefragung TC p = 0,434 bis p= 0,951 p= 0,146 bis p= 0,952 CD p= 0,412 bis p= 0,762 p= 0,257 bis p= 0,803 Anmerkung: TC = therapiekonformen Medikamenteneinnahme gemäß CQR, CD = korrekte Dosierung gemäß CQR

1.4 Schlussfolgerung

Non-Adhärenz im Sinne der Schwellenwerte des CQR scheint bei Patienten mit Psoriasisarthritis ein häufiges Phänomen zu sein. Bei ca. 85% Non-Adhärenz muss hinterfragt werden, wie gut dieses Instrument tatsächlich die Einnahme durch den Patienten widerspiegelt. Zukünftig sollte versucht werden, gemeinsam mit den Patienten kritische Einstellungen gegenüber der Einnahme von Medikamenten zum Gegenstand des ärztlichen Anamnesegesprächs zu machen, um Bedenken der Patienten besser verstehen und entsprechend handeln zu können. Dies bedarf zunächst eines Bewusstwerdens über die Existenz dieser Problematik auf Seiten der Behandelnden, so dass im individuellen Patientenkontakt die Thematik offen diskutiert und gemeinsam Lösungsansätze besprochen werden können. Hierbei dürfte eine gemeinsame Vertrauensbasis zwischen Arzt und Patient eine Schlüsselrolle spielen.

DOI
Faculties & Collections
Zugehörige ORCIDs